ProbeVue in Action: Überwachen der „Queue Depth“ von Platten

Platten und Storage Systeme unterstützen Tagged Command Queueing, d.h. angeschlossene Server können mehrere I/O Aufträge an die Platte oder das Storage-System senden ohne zu Warten das ältere I/O-Aufträge fertig sind. Wieviele I/O-Aufträge man an eine Platte senden darf, bevor man warten muss das ältere I/O-Aufträge abgeschlossen wurden, kann über das hdisk Attribut queue_depth unter AIX konfiguriert werden. Für viele hdisk Typen ist der Wert 20 für die queue_depth der Default-Wert. In der Regel erlauben die meisten Storage-Systeme aber noch größere Werte für die Queue-Depth.

Mit Hilfe von ProbeVue lässt sich die Auslastung der Platten-Queue sehr leicht beobachten.

Ab AIX 7.1 TL4 bzw. AIX 7.2 TL0 unterstützt AIX den I/O Probe Manager. Damit lassen sich auf einfache Weise Ereignisse im I/O Stack von AIX tracen. Wird ein I/O vom Platten-Treiber gestartet, so geschieht dies über die Funktion iostart im Kernel, der Request wird an den Adapter-Treiber weitergegeben und geht dann über den Host-Bus-Adapter an das Storage-System. Das Bearbeiten der Antwort wird von der Funktion iodone im Kernel übernommen. Der I/O Probe-Manager unterstützt (unter anderem) Proben an diesen Stellen:

@@io:disk:iostart:read:<filter>
@@io::disk:iostart:write:<filter>
@@io:disk:iodone:read:<filter>
@@io::disk:iodone:write:<filter>

Als Filter kann z.B. ein Hdisk Name wie hdisk2 angegeben werden. Die Proben-Punkte lösen dann nur Ereignisse für die Platte hdisk2 aus. Damit lässt sich schon einmal eine Aktion durchführen wann immer ein I/O für eine Hdisk beginnt oder endet. Damit könnte man z.B. messen wie lange eine I/O Operation dauert oder auch einfach nur mitzählen wieviele I/Os ausgeführt werden. In unserem Beispiel waren wir aber an der Auslastung der Platten-Queue interessiert, d.h. der Anzahl I/Os die an die Platte gesendet aber noch nicht abgeschlossen wurden. Der I/O Probe-Manager besitzt für die I/O Ereignisse  iostart und iodone die Builtin-Variable __diskinfo mit den folgenden Feldern (https://www.ibm.com/support/knowledgecenter/en/ssw_aix_72/com.ibm.aix.genprogc/probevue_man_io.htm):

name          char*     Name der Platte
…
queue_depth   int       Die Queue-Depth der Platte (Wert aus der ODM)
cmds_out      int       Anzahl der ausstehenden I/Os
…

Das Feld cmds_out gibt an wieviele I/Os an die Platte gesendet wurden, für die das I/O noch nicht abgeschlossen ist (Antwort ist noch nicht beim Server angekommen).

Mit dem folgenden Code-Abschnitt ermitteln wir die minimale, maximale und durchschnittliche Anzahl an Einträgen in der Platten-Queue:

@@io:disk:iostart:*:hdisk0     // Nur I/Os für hdisk0 berücksichtigen
{
   queue = __iopath->cmds_out; // Anzahl ausstehende I/Os in Variable queue festhalten
   ++numIO;                    // Anzahl I/Os in der Variablen numIO mitzählen (wegen Durchschnittsbildung)
   avg += queue;               // Variable avg um Anzahl ausstehende I/Os erhöhen
   if ( queue < min )
      min = queue;             // Überprüfen auf Minimum und gegebenenfalls setzen
   if ( queue > max )
      max = queue;             // Überprüfen auf Maximum und gegebenenfalls setzen
}

Die ermittelten Werte geben wir dann einmal pro Sekunde mit Hilfe des Intervall Probe-Managers aus:

@@interval:*:clock:1000
{
   if ( numIO == 0 )
      numIO = 1;    // Verhindert Division durch 0 bei der Durchschnittsbildung
   if ( min > max )
      min = max;
   printf( "%5d  %5d  %5d\n" , min , avg/numIO , max );
   min = 100000;   // Zurücksetzen der Variablen für das nächste Intervall
   avg = 0;
   max = 0;
   numIO = 0;
}

Das vollständige Skript ist auf unserer Webseite zum Download verfügbar: ioqueue.e.

Hier ein Beispiel-Lauf des Skriptes für die Platte hdisk13:

# ./ioqueue.e hdisk13
  min    avg    max
    1      1      2
    1      1      9
    1      1      2
    1      1      8
    1      1      2
    1      1      2
    1      1      8
    1      1     10
    1      1      2
    1      1      1
    1      1     10
    1      1      2
    1      1     11
...

Das Skript erwartet die Angabe einer hdisk als Argument und gibt dann einmal pro Sekunde die ermittelten Werte für die angegebene hdisk aus.

In der Beispiel-Ausgabe sieht man das die maximale Anzahl der Einträge in der Platten-Queue 11 ist. Eine Erhöhung des Attributes queue_depth macht daher aus Performance-Sicht keinen Sinn.

Hier ein anderes Beispiel:

# ./ioqueue.e hdisk21
  min    avg    max
    9     15     20
   11     17     20
   15     19     20
   13     19     20
   14     19     20
   17     18     20
   18     18     19
   16     19     20
   13     18     20
   18     19     19
   17     19     20
   18     19     20
   17     19     19
...

In diesem Fall wird der maximale Wert 20 (die hdisk21 hat eine queue_depth von 20) regelmäßig erreicht. Eine Erhöhung der queue_depth kann in diesem Fall zu einer Verbesserung des Durchsatzes führen.

Das Beispiel-Skript lässt sich natürlich noch beliebig erweitern, man könnte z.B. noch den Durchsatz erfassen, oder die Wartezeit von I/Os in der Wait-Queue oder auch die Position und Größe jedes I/Os auf der Platte. Das dargestellte Beispiel zeigt wie einfach man Informationen zu I/Os mit Hilfe von ProbeVue ermitteln kann.

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